04.01.2012

Schnäppchenjagd

Wer bereits einmal in Fort Lauderdale gewesen ist, der kennt bestimmt das Sawgrass Mall: überdimensioniert, unendlich gross, ein Paradies für Schnäppchenjägerinnen. Jeder Reiseführer bezeichnet den Besuch dieses Shopping-Paradieses als ein „Must“. Nur damit die Dimensionen klar sind: ein klassisches Schweizer Einkaufszentrum würde wohl mindestens 20 Mal dort reinpassen.

Ich betrachte mich in aller Regel als „ausverkaufs-resistent“ und funktioniere eher nach dem Motto „weniger ist mehr“. So entpuppte sich der Start meines Besuchs in der Mall als eine leichte Überforderung. Es war kurz vor Weihnachten und „Frosty the snow man“ (Americas’s number one Christmas Song) begleitete nicht nur meine ersten Schritte, sondern dudelte den ganzen Tag durch die Lautsprecher. Leicht distanziert und vielleicht auch eher etwas „über der Sache stehend“ marschierte ich den ersten Schaufensterfronten entlang und dachte mir einmal mehr, wie unterschiedlich die Amerikaner doch sind… bis ich dann in weiter Ferne den Schriftzug in leuchtendem Pink von „Victoria’s Secret“ (dem Traum jeder Frau) entdeckte. Mein Herz machte ohne mein aktives Dazutun einen Sprung und das Tempo meiner Schritte erhöhte sich gewaltig.


Stunden später – im Food-Corner bei Bier und Salat (wobei der obligate Burger hier wohl adäquater gewesen wäre, aber mein schlechtes Gewissen dies dann doch nicht zuliess) und umgeben von vielen bunten Plastiktüten – überkam mich das wohl den meisten Frauen bekannte „After-Shopping-Gefühl“ der völligen Zufriedenheit. Jetzt fehlte nur noch die genüssliche Zigarette, die ich mir dann ebenfalls so richtig genüsslich hätte reinziehen können. Wie schade, dass ich dieses Laster vor 10 Jahren aufgegeben habe.

Ich weiss, ich weiss: Egal ob Konsumsucht oder Nikotinsucht – dies sind, streng psychologisch betrachtet, alles Dinge, die uns längerfristig unglücklich machen. Es sind letztlich untaugliche Versuche, mit der Angst vor der inneren Leere zurechtzukommen bzw. diese zu überdecken. Doch manchmal sind solche „psychologischen Sünden“ einfach wunderbar! Die guten Vorsätze kann man ja nachher wieder befolgen.

Happy New Year!

Karin Grisenti Schneider

EQ-Blog@iek.ch