13.11.2012

Aufschieberitis, Selbstmanagement und emotionale Kompetenz

Es gibt vermutlich eine lange Liste von Dingen, die gerade dringlicher oder wichtiger wären, als diesen Beitrag zu lesen – mindestens mir geht es bisweilen so. Beispielsweise Berichte schreiben, administrative Arbeiten auf Vordermann bringen, Workshops vorbereiten, usw. … Aber morgen ist ja noch Zeit dafür und im Notfall gibt es noch die Wochenenden...

Obwohl Selbst- und Zeitmanagement auf den ersten Blick vor allem mit Management im Sinne von sich Ziele setzen, Planen, Entscheiden und Umsetzen in Verbindung gebracht wird, hat es auch einen ausgeprägten emotionalen Impact. Unerledigtes stresst. Das In-die-Länge-ziehen verhindert oft, in den aufgeschobenen „freien“ Stunden wirklich abzuschalten und sich zu erholen. Dazu kommt das schlechte Gewissen, die Zeit nicht effizient zu nutzen, was eher mit Ärger, Frust und einem Gefühl des Unvermögens einhergeht als mit Freude, Stolz und Selbstwirksamkeitsüberzeugung.

Ein bisschen aufzuschieben ist vermutlich ganz normal und einen kleineren Stapel unerledigter Dinge haben wir sicher alle. Ich habe mir aber wieder einmal vorgenommen, mit weniger schlechten Gefühlen darunter „zu leiden“. Einerseits bemühe ich mich um eine realistische Planung, an die ich mich dann auch wirklich halte. Letzteres gelingt dann besser, wenn ich die optimistischen und manchmal zu hoch gesteckten Erwartungen etwas tiefer ansetze. Die Erfahrung zeigt, dass vieles oft doppelt so lange braucht, wie anfangs geschätzt (das ist übrigens nicht nur meine Erfahrung; in der Zeitmanagementliteratur spricht man in diesem Zusammenhang von der 50:50-Regel). Andererseits versuche ich, mir bewusst freie Zeiten zu nehmen und die Arbeit dann ohne schlechtes Gewissen beiseite zu lassen.


Negative Gefühle und Aufschieben treten oft gemeinsam auf und bestärken sich in einem Teufelskreis gegenseitig. Im Umkehrschluss bestärken sich auch positive Gefühle und Anpacken gegenseitig in einem „Engelskreis“. Emotional kompetentes Selbstmanagement bedeutet für mich, sowohl meine Aufgaben als auch meine damit verbundenen Gefühle bewusst zu managen. Ich kann somit sowohl auf der Ebene von Gefühlen, Einstellungen und Bewertungen Einfluss nehmen (z.B. Auszeiten ohne schlechtes Gewissen, eigene Erwartungen, usw.), als auch auf der Ebene des konkreten Handelns (realistische Planung, Getting Things Done, usw.). Ich leide keineswegs unter extremer Aufschieberitis, aber dennoch habe ich mir wieder einmal vorgenommen, mein Selbstmanagement emotional kompetent weiterzuentwickeln.

Bis bald

Stephan Arnold

EQ-Blog@iek.ch