29.05.2012

Es spricht so ziemlich alles dagegen - und doch …



Heute möchte ich Ihnen und euch eine wahre Geschichte aus meiner Arbeit in der Kaderselektion erzählen. Stattgefunden hat sie irgendwann im letzten Jahr. Ich habe sie jedoch bis heute nicht vergessen.

Da war sie – eine junge Frau, die sich auf eine Ausschreibung beworben hatte: Clever, professionell, bestens qualifiziert, sympathisch und mit einer gewinnenden Ausstrahlung. „Aber war da nicht so etwas wie ein bisschen Traurigkeit spürbar?“, fragte ich mich nach dem ersten Interview. Auf jeden Fall – und dies war überhaupt nicht erstaunlich – avancierte sie im Feld der vielen Kandidaten und Kandidatinnen bald einmal zu meiner Top-Favoritin.

Im letzten Interview kam dann die überraschende Eröffnung: „Ich bin schwanger!“
Mein erster Gedanke: „Wie schade, aber das war’s dann wohl!“

Doch es kam anders! Nämlich trotz Schwangerschaft zu einer Anstellung, zu einigen Monaten Tätigkeit, einem Mutterschaftsurlaub, einer tollen Mutterschaftsvertretung, Nachwuchs und zu einem erfolgreichen Wiedereinstieg.

Eine ehrliche Stellensuchende mit sehr hohem Engagement und Interesse sowie eine grosszügige und offene Arbeitgeberin (und es handelt sich hier nicht um ein Grossunternehmen) sind hier aufeinander getroffen. Beide haben sich auf ein Experiment eingelassen. Die Kandidatin nahm in der Schwangerschaft das Risiko eines Stellenwechsels auf sich und das Unternehmen war bereit, einen Extra-Aufwand auf sich zu nehmen. Man könnte meinen, es wäre leichter gewesen, eine andere Kandidatin zu wählen und doch war klar, dass dies nicht der Weg ist. War es nur Sympathie? – Ich kann die Frage nicht wirklich beantworten.

Doch die Geschichte hat mich gefreut und berührt. Sie zeigt mir einmal mehr auf, dass Unwahrscheinliches ganz unverhofft plötzlich real und möglich werden kann.

Bis bald

Karin Grisenti

EQ-Blog@iek.ch

09.05.2012

Gedankliche Annäherung an den Flow-Zustand


Letzthin hat mich eine Seminarteilnehmerin im Rahmen eines Workshops über emotionale Intelligenz gefragt, wie es sich denn nun eigentlich verhalte mit dem sogenannten Flow-Zustand, ob es das wirklich gebe und, falls ja, wie man denn diesen Zustand am besten erreichen könne.

Ups, eine sehr anspruchsvolle Frage! Ich versuchte ihr spontan so gut wie möglich eine Antwort zu geben, erzählte ihr von Atem- und Konzentrationsübungen, von meinen persönlichen Erfahrungen im Zusammenhang mit intensivem Musikhören sowie von sportlichen Betätigungen, durch die man angeblich in diesen Flow-Zustand kommen könne. Doch ich spürte bei meinen Erklärungsversuchen auch eine gewisse Hilflosigkeit. Wie kann man das erklären? Zudem habe ich es zumindest beim letzten Punkt – dem Sport also – ja selbst auch noch nie erlebt, obwohl ich sogar schon einmal die Anstrengungen eines Marathonlaufs auf mich genommen hatte. Nach 35 km haben mir damals einfach die Knie schrecklich weh getan und nach 42 km war ich sehr froh, endlich am Ziel zu sein. Aber Flow? Nein, das habe ich damals leider nicht erlebt.

Dafür heute ein bisschen: Ich ging mit unserem Hund spazieren. Nichts Besonderes, etwas, das ich jeden Tag tue. Doch heute war es trotzdem etwas Besonderes. Ein wunderschöner Morgen, die Sonne schien, es war noch frisch, aber nicht kalt. Wir spazierten einfach so zusammen vor uns her. Für einmal kein lästiges Ziehen an der Leine, keine anderen Hunde. Einfach nur so spazieren. Gedanken kamen – und gingen auch wieder. Wir sind einfach alles irgendwelche Wesen hier auf diesem Planeten. Wir wissen nicht wirklich woher wir kommen und wir haben eigentlich keine Ahnung wohin die Reise geht. Daher können wir auch nicht wirklich mit letzter Gewissheit herausfinden, was wichtig ist und was nicht. Wir sind einfach hier. Wir können an etwas glauben oder auch nicht. Talli, unser Hund, er ist auch einfach hier. Er rennt wie ein Irrsinniger herum, wenn ihm danach ist und er die Gelegenheit dazu erhält. Dann frisst er und spielt mit anderen Hunden oder mit Katzen oder auch mit uns. Und dann schläft er wieder. Kommen wir dem Flow-Zustand etwa am nächsten, wenn wir einfach dasselbe tun? Können wir das überhaupt? Nun, wir sind ja Menschen und haben Gedanken. Ein erster Schritt könnte vielleicht so aussehen: Den Unterschied zu merken zwischen Momenten, in denen wir unseren Verstand nutzen und von ihm profitieren können und solchen, in denen wir den Verstand besser bei Seite schieben und uns keine Mühe mehr geben, den Sinn des Lebens zu verstehen. Hunde tun das ja schliesslich auch nicht.

Wer mehr darüber wissen möchte, hier ein Link zum Flow-Zustand.

Flow (psychology) - Wikipedia, the free encyclopedia



Viel Spass auf Ihrer Flow-Entdeckungsreise!

Bob Schneider

EQ-Blog@iek.ch