19.10.2012

2 Monate Zeit – jungfräulich und unberührt


Lange ist es her, dass ganze zwei Monate so unberührt und schon fast jungfräulich vor mir gelegen sind. Zeit, die - abgesehen von ein paar Flugdaten - frei von jeglichen Terminen und Verpflichtungen ist.

Zu meinem runden Geburtstag - welcher sei hier nicht verraten - habe ich 2 Monate Zeit geschenkt bekommen. Vielleicht gerade weil Zeit für mich in den letzten Jahren ein rares Gut gewesen ist, wollte ich unbedingt das Richtige und Ultimative auswählen und ja nichts verpassen.

Meine Gedanken reisten – um nicht zu sagen rasten über den ganzen Globus. Ich evaluierte, plante, verwarf und wägte Vor- und Nachteile ab. Wie ein funkelnder Weihnachtsbaum mit vielen farbigen Päckli - oder anders ausgedrückt: die Palette an Möglichkeiten wollte fast nicht enden: Andere Länder, neue Kulturen, von Yoga über Ayurveda bis hin zum Sprachkurs und natürlich war da mein mich immer begleitendes Thema: Wo sind Wellen und Wind zu welcher Jahreszeit am besten? … Und mein Bauch schwieg und schwieg und wollte sich gar nicht äussern. Und ich stand da - ganz untypisch für mich - und hatte keinen Plan und traf keine Entscheidung. Es fühlte sich unheimlich an, irgendwie ärgerlich und doch zu meinem Erstaunen irgendwann auch richtig.

So zogen die Wochen ins Land und ich freundete mich allmählich mit dem Gedanken an, dass da einfach zwei Monate Zeit sein werden – und ich fing an, mich darauf zu freuen, planlos unterwegs zu sein.

Die ersten Wochen geht es nun mit zwei lieben Freundinnen nach Bali und ich bin voller Vorfreude und Spannung, mich einfach überraschen zu lassen davon, was auch immer kommen oder eben nicht kommen wird.

… Und weil ich doch nicht ganz aus meiner Haut kann und die Vorteile eines kitzekleinen Plans durchaus doch zu schätzen weiss, sind auch einige Wochen Surfen auf den Philippinen angesagt und ich freue mich darauf, dass mir der Wind wieder einmal so richtig um die Ohren blasen wird.

Und hier noch eine kurze Geschichte, die Dani Meier, Weiterbildungsforum Basel, während einer Ausbildung erzählte und die einfach grad gut passt.

Ich wünsche euch allen eine gute Zeit.

Karin Grisenti Schneider



Die Geschichte von Ithaka - von Konstantinos Kavafis

Brichst du auf gen Ithaka,
wünsch dir eine lange Fahrt,
voller Abenteuer und Erkenntnisse.
Die Lästrygonen und Zyklopen,
den zornigen Poseidon fürchte nicht,
solcherlei wirst du auf deiner Fahrt nie finden,
wenn dein Denken hochgespannt, wenn edle
Regung deinen Geist und Körper anrührt.
Den Lästrygonen und Zyklopen,
dem wütenden Poseidon wirst du nicht begegnen,
falls du sie nicht in deiner Seele mit dir trägst,
falls deine Seele sie nicht vor dir aufbaut.

Wünsch dir eine lange Fahrt.
Der Sommermorgen möchten viele sein,
da du, mit welcher Freude und Zufriedenheit!
In nie zuvor gesehene Häfen einfährst;
Halte ein bei Handelsplätzen der Phönizier
Und erwirb die schönen Waren,
Perlmutter und Korallen, Bernstein, Ebenholz
Und erregende Essenzen aller Art,
so reichlich du vermagst, erregende Essenzen,
besuche viele Städte in Ägypten,
damit du von den Eingeweihten lernst und wieder lernst.

Immer halte Ithaka im Sinn.
Dort anzukommen ist dir vorbestimmt.
Doch beeile nur nicht deine Reise.
Besser ist, sie dauere viele Jahre;
Und alt geworden lege auf der Insel an,
reich an dem, was du auf deiner Fahrt gewannst,
und hoffe nicht, dass Ithaka dir Reichtum gäbe.

Ithaka gab dir die schöne Reise.
Du wärest ohne es nicht auf die Fahrt gegangen.
Nun hat es dir nicht mehr zu geben.

Auch wenn es sich dir ärmlich zeigt, Ithaka betrog dich nicht.
So weise, wie du wurdest, in solchem Maße erfahren,
wirst du ohnedies verstanden haben, was die Ithakas bedeuten.


Braitenrain, im Oktober 2012

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