27.02.2013

Muster brechen mit einer Chilereise…



Von langer Hand geplant, habe ich zusammen mit meinem Mann und unseren 3 Jungs eine zweimonatige Auszeit von der Arbeit und vom Alltag genommen. Wir wollten zwei Monate durch Chile und Argentinien reisen und vor allem eins: Zeit haben fürs ‚Zusammen-sein‘ und zusammen Neues erleben.

Ich war erst äusserst euphorisch, ist doch das Reisen eine meiner Leidenschaften. Der Einwand meiner Freundin: „bist du dir bewusst, dass du 7 Tage die Woche, rund um die Uhr deine Kinder um dich haben wirst, und dies ohne Spielsachen und ohne Schulkameraden und auf engem Raum? Dazu müsst ihr die Kinder auch noch unterrichten…also ich weiss nicht?!“ hat meine Vorfreude dann schon etwas getrübt, ihre Bedenken schienen mir nicht unbegründet….

Die Befürchtungen haben sich glücklicherweise nicht bestätigt: Die Reise wurde ein rundum tolles Erlebnis für die ganze Familie! Zusammen sein zu können ohne den manchmal stressigen Arbeitsalltag, einfach Zeit zu haben und ohne Druck den Tag zu erleben, hat sich für alle Beteiligten gelohnt und wird als schönes Abenteuer in die Familiengeschichte eingehen :-)

Voll wunderbarer Bilder und Eindrücke, vollgetankt mit Glücksgefühlen, Sonne und Energie, sind wir vor zwei Wochen wieder in der Schweiz gelandet. Etwas mulmig war mir dabei schon zumute, kannte ich doch solches ‚Heimkehren‘ auch von früheren Reisen: Man kommt aus einer farbenfrohen, meist sonnig-warmen Gegend in die graue, regnerische Schweiz zurück – und ist erst einmal ernüchtert: Zürich Flughafen: die Menschen sind vorwiegend grau/schwarz angezogen, bleich und rennen gestresst irgendwo hin…

Diesmal war der erste Eindruck nicht anders, trotzdem war das Ankommen ein anderes, denn:
  • Ich hatte meine 3 Söhne und meinen Mann dabei, die ebenfalls voll Sonne und Glück strahlten. 
  • Ich kam in ein für mich stimmiges Leben zurück, was vielleicht in früheren Jahren nicht ganz so der Fall war.
 Trotzdem gibt es ein paar Vorsätze, die ich von Chile mit nachhause gebracht habe: ich möchte versuchen, die Freiheitsgefühle, die innere Ruhe und Gelassenheit, die ich auf dieser Reise gespürt habe, hier in meinen Alltag zu integrieren. D.h. für mich persönlich vor allem: mich innerlich von äusseren Erwartungen freier zu machen. Und in dem Sinne mit einem ‚Muster‘ von mir brechen.

Der Artikel zum Thema ‚Musterbrecher‘ (s. Blog vom 5.2.13) stiess bei mir also auf offene Türen: Genau!! Es geht nicht vor allem darum, Richtlinien einzuhalten, Prozesse zu optimieren, etc. d.h. ein SOLL zu erfüllen (Psychoanalytisch gesprochen: dem Eltern- Ich zu folgen) sondern es geht darum, sich selber und seiner Leidenschaft zu folgen und die zu leben. D.h. Spass zu haben an dem was man tut (psychoanalytisch: dem Kind-Ich zu folgen). Und man SOLL nicht Spass haben, sondern der Spass entsteht von selbst, nämlich indem man dem nachgeht, was einen wirklich interessiert. Um das zu können, muss man einen Zugang finden zu seinen Emotionen, spüren was wirklich Spass macht, ungeachtet der Erwartungen, von denen man denkt, dass andere sie an uns haben (sog. Erwartungs-Erwartungen) und auch ungeachtet eigener Erwartungen. Das wiederum braucht Vertrauen. Vertrauen in sich selbst und Vertrauen in die Umwelt. Das ist einfacher gesagt, als getan, versteht sich, aber ich denke, ein Versuch lohnt sich!

Ursula Stalder


EQ-Blog@iek.ch

20.02.2013

Meine Spuren

Es war letzte Woche. Wir waren mit der Familie in einem kleinen Skiort in der Sportwoche und genossen den Winter. Ich hatte ein paar Stunden „familienfrei“ und war alleine auf der Piste unterwegs. Ich liess mich vom Lift auf 3000 Meter hinauf schleppen, gut eingemummelt weil der Wind stürmisch und kalt ins Gesicht blies. Hinter mir und vor mir war keine Menschenseele zu sehen und je weiter hinauf ich kam, desto dicker wurden die Wolken und beissender der Wind. Es war schon fast ein wenig gespenstig, so alleine im dichten Nebel unterwegs zu sein. Links und rechts blies der Wind Schnee über die Felskuppen, hoch in den Himmel hinauf. Ein schönes Naturschauspiel. Nach dem Abbügeln schnallte ich mir mein Snowboard an und wollte aufstehen. Eine Böe erfasste mich und warf mich kopfüber in den Neuschnee. Der zweite Versuch gelang besser. Der Wind erfasste mich und trieb mich auf der Traverse fast wie von magischer Hand vorwärts. Zum Glück genau in die richtige Richtung, denn mit dem Snowboard sind flache Traversen eher mühsam zu fahren. Dank den roten Stangen konnte man erahnen, wo die Piste sein musste. Sehen konnte man sonst praktisch nichts. So hatte ich mir meinen „Ausritt“ nicht vorgestellt.

Ich versuchte mich gerade etwas besser zu orientieren, als auf einmal der Himmel aufriss, die Wolken wie von magischer Hand weggewischt wurden und blauer Himmel und Sonnenschein zum Vorschein kamen. Es war wie im Märchen. Vor mir lag eine zauberhafte verschneite Winterlandschaft mit einem jungfräulich unberührten Tiefschneehang, der parallel zur Piste in ein kleines mit Felsen durchsetztes Tal hinabführte. Traumhaft! Und was für ein Kontrast zu dem eben noch vorherrschenden, undurchdringbaren Nebel. 

Eigentlich war alles klar, da musste ich runter. So was erlebte man nicht alle Tage. Aber auf einmal war mir dann doch noch etwas mulmig zu mute. Alleine auf weiter Flur, keine anderen Skifahrer oder Boarder sichtbar. Und wie lange behält die Sonne die Oberhand. Was ist wenn ich stürze und kaum mehr aus dem Powder herauskomme? Ich versuchte das Risiko so gut als möglich abzuwägen, prüfte noch den Empfang auf dem Handy und tauchte dann mit etwas Herzklopfen in den Hang hinein. Schon nach ein paar Metern waren alle Zweifel verflogen. Ich konnte es noch. Fast schwerelos und ohne Kraftanstrengung glitt ich hinunter. Eine schöne Kurve reihte sich an die andere und der aufgewirbelte Pulverschnee glitzerte in der Sonne wie Diamanten.

Was für ein erhabenes Gefühl in dieser Stille lautlos hinabzusausen und wunderbare Spuren zu hinterlassen. Unten angekommen, schaute ich lange zurück und liess das Bild auf mich wirken. Die Glückseligkeit pur! Das Zusammenspiel von Risikobereitschaft, Können und Erfolg war einfach kribbelig schön.

Heute sehe ich auch Pulverschnee, wenn ich aus dem Bürofenster hinaus schaue, doch jetzt habe ich mein Board wieder mit Laptop und Telefon vertauscht. Gerne würde ich in meinem Arbeitsalltag manchmal noch ein bisschen mehr von diesem „anderen Pulverschneegefühl“ spüren!

Bis bald

Simon Streit

EQ-Blog@iek.ch

05.02.2013

Musterbrecher und emotionale Intelligenz


Neulich nahm ich in Bern an einer Human Resources-Veranstaltung teil, in welcher Herr Prof. Dr. Hans A. Wüthrich einen äusserst spannenden und unterhaltenden Vortrag über sogenannte „Musterbrecher“ gehalten hat. Als einer der Kerngedanken habe ich von dort mitgenommen, dass Führungskräfte vermutlich mehr für ihre Unternehmen tun könnten, wenn sie sich weniger mit „Systemperfektionierung“ (beispielsweise durch immer präziser gestaltete Zielpyramiden und ausgeklügeltere MbO-Prozesse), dafür aber umso mehr mit aktiver „Kontextgestaltung“ (der Selbstkontrolle vertrauen und Leidenschaft zulassen) beschäftigen. Dies ist zwar kurzfristig weniger messbar, aber dafür umso wirkungsvoller und nachhaltiger.

Als Mitgründer des iek haben mich nicht nur dieser eine Gedanke, sondern vor allem auch die Herleitung und die dabei verwendeten Begrifflichkeiten erst einmal fasziniert. Ich habe dann auf der Website www.musterbrecher.de noch etwas rumgestöbert und bin schliesslich auf einen weiteren Artikel gestossen über Leadership und „Wettbewerbsvorteile 2. Ordnung“.

  
„Was soll denn das nun schon wieder sein?“dachte ich zuerst. Doch dann – nach eingehender Lektüre – war ich positiv überrascht. Was ich da soeben gelesen hatte, war das nicht einfach ein Plädoyer für eine Grundhaltung, die wir im iek eigentlich schon seit vielen Jahren vertreten, wobei es uns wohl bisher noch nie gelungen ist, dies so treffend und klar zu formulieren? Dabei ist die Unterscheidung von herkömmlichen Wettbewerbsvorteilen (solche „1. Ordnung“) und solchen 2. Ordnung ebenso simpel wie sinnvoll und unmittelbar einleuchtend. Während es bei der ersten Kategorie um die altbekannten Aspekte wie Produkt- und Dienstleistungsinnovation, um Qualitätsvorsprung und Markenstärke geht, steht bei der zweiten Kategorie vielmehr die Unternehmenskultur im Zentrum. Es geht um nichts anderes als um die Mitarbeitenden, die Freiräume erleben, sich mit Leidenschaft einbringen und dem Unternehmen die eigene Intelligenz und volle Schaffenskraft wirklich zur Verfügung stellen. Denn was ist wertvoller als Mitarbeitende zu haben, die vom eigenen Unternehmen begeistert sind und die keinen Grund haben, nicht ihr Bestes zu geben?

Aber wie erreicht man das? Wie kann es gelingen, bei den Mitarbeitenden längerfristig Freude und Begeisterung für die Arbeit zu entfachen? – Nun, wohl kaum durch perfekt strukturierte Prozesse und sauber formulierte Jobdescriptions. Damit kann man zwar kurzfristig die Effizienz steigern, aber die Herzen der Mitarbeitenden erreicht man damit sicher nicht. Wir kommen der Sache sicher schon etwas näher, wenn wir uns eine Führungskraft vorstellen, die es sich gewohnt ist, mit Emotionen im Berufsalltag ganz natürlich umzugehen und ihnen auch den nötigen Stellenwert zu geben. Auf diesem Weg gelingt es wahrscheinlich am ehesten, eine Lebenswelt zu schaffen, der man gerne angehört, ein Umfeld, in dem man sich wohl fühlt und vor allem einfach mal sich selbst sein kann. Das entspannt unheimlich und git ä gueti Luune!

Gefühle sind ansteckend – wie wir alle wissen. Und sie können sich dort am besten entfalten, wo sie grundsätzlich willkommen sind: In einer emotional intelligenten Unternehmenskultur. Musterbrecher müssen daher vor allem emotional intelligente Menschen sein!

Viel Spass beim Experimentieren und beim Schaffen von Wettbewerbsvorteilen 2. Ordnung wünscht Ihnen

Bob Schneider

EQ-Blog@iek.ch