27.07.2012

Wider alle Vernunft - und doch muss es sein!

Es gibt Frauen, die tragen ihren Besitz in der Handtasche mit sich herum. Bei mir liegt alles (inklusive natürlich der Tasche) im Auto. Deshalb war mein Auto bisher eher geräumig und vor allem praktisch - Marke und Aussehen hingegen eher unwichtig. Denn eigentlich bin ich der Meinung, dass Autos mich nicht interessieren und meine beiden Kriterien sind: Es muss "funktionieren" und eine Sitzheizung haben. Das war so bis ich dann diesen ….



… sah und mich ein wenig verliebte.

Die vorwiegend männlichen Argumente gegen einen Kauf waren: „Unmöglich“, „zu unpraktisch“, „viel zu klein“, „zu teuer“ und überhaupt ... „das ist ja kein richtiges Auto“.

Alle vorgetragenen Argumente konnte ich absolut nachvollziehen und ich war eigentlich sogar mit ihnen einverstanden. Aber irgendwie nützte alles nichts, denn ich wollte ihn, diesen süssen kleinen Kerl. Nicht zuletzt passte in meiner Vorstellung sogar die Farbe perfekt zu meinem Hund!

Und los ging’s, mit Mann und Hund und Sack und Pack in Richtung Frankreich. Siehe da, fast zu meinem Erstaunen ging auch alles rein. Die Packerei dauerte zwar ein wenig länger, denn es handelte sich hier um eine kleine Generalstabsübung und um Millimeterarbeit. Aber alles eigentlich kein Problem, einzige Erschwernis war der männliche Kommentator, der die Sticheleien nicht lassen konnte … bis mir dann der Kragen platzte und ich engagiert in Verteidigungsstellung trat ... so fing die erste Reise mit einem kleineren Disput an, der dann allerdings bei offenem Dach und coolem Sound bald in der Sonne geschmolzen ist!

Und wenn ich ganz ehrlich bin: ein bisschen unpraktisch ist er wirklich - nur Spass machen tut er trotzdem!

Schöne Sommertage und bis bald,

Karin Grisenti Schneider

18.07.2012

Kopf oder Bauch? Wie entscheide ich mich richtig?

Soll ich ans Meer in die Ferien fahren oder in die Berge? Soll ich heute Abend ins Kino oder doch lieber essen gehen? Welche Hose ziehe ich morgen an, die schwarze oder die blaue?

Tagtäglich treffen wir hunderte von Entscheidungen. Nicht immer wissen wir, was im entscheidenden Moment richtig ist, aber wir gehen im Allgemeinen davon aus, dass dem Kopf (unserer Kognition) im Entscheidungsprozess eine tragende Rolle zukommt. Forschungsergebnisse weisen jedoch in eine andere Richtung. So gilt als erwiesen, dass Entscheide vorwiegend emotional gefällt werden - und dies in Sekundenschnelle - und dass erst nachträglich eine kognitive Erklärung gesucht wird, um den Entscheid für sich selber und die anderen nachvollziehbarer zu machen.

Wenn  Ihnen ein „Motivationsguru“ allerdings sagt: «Folge einfach deinem Bauch! Der Bauch hat immer Recht!», dann sollten Sie diesem Rat nicht unbedingt um jeden Preis folgen. So kommt es darauf an, wie wir bei Entscheidungen die beiden Ebenen Verstand und Bauchgefühl in Einklang bringen. Die somatischen Marker* helfen bei der Vorbewertung verschiedener Handlungsoptionen, und sie verleihen ein Gefühl der Sicherheit, der Ruhe nach einer Entscheidung.  Es geht darum, zu spüren was für uns gut ist. Ohne den Verstand, der abwägt und Szenarien entwirft, geht es aber nicht.

Gut entscheiden bedeutet auch, die richtigen Fragen zu stellen. Jemand fragt sich vielleicht alle paar Jahre, ob er den gut dotierten Job kündigen und es doch noch als Musiker versuchen sollte. Hilfreicher wäre hierbei möglicherweise die Frage, wie es ihm gelingt, seine unerfüllten Bedürfnisse in seinen Alltag zu integrieren. So kommen wir weg vom Entweder-oder-Schema. Das Beispiel zeigt, wie Bauchgefühl und Verstand sich ergänzen können. Das Bauchgefühl rät dem Mann vermutlich dazu, den Versicherungsjob zu kündigen, sich mit dem Saxofon auf die Strasse zu stellen und darauf zu hoffen, das Universum trage ihn und fülle den Hut mit Geld. Der Verstand gibt ihm die Möglichkeit, eine vernünftige Strategie zu entwickeln, zum Beispiel das Pensum auf 80 Prozent zu reduzieren und einmal pro Woche in einem Jazz-Keller zu spielen.

Oftmals  haben wir auch Angst, die Weichen falsch zu stellen, und vergessen dabei, wie viele Zufälle unser Leben prägen. Der Mensch überschätzt systematisch die Planbarkeit seiner Existenz und damit auch die Konsequenzen seiner Entscheidungen. Wir erliegen viel zu sehr einer Kontrollillusion und glauben, es gebe eine richtige Entscheidung, die wir um jeden Preis finden müssen. Dabei wissen wir kraft unseres Verstandes: Was richtig oder falsch ist, zeigt sich immer erst im Nachhinein.

Man kann die Güte seiner Entscheidungen aber definitiv erhöhen, wenn man sowohl auf seinen Bauch als auch auf seinen Kopf hört. Emotionen sind für gute Entscheidungen also unentbehrlich! Und schon sind wir wieder beim Thema emotionale Kompetenz. Ohne die geht also auch bei Entscheidungen nichts.






Ich habe mich dieses Jahr für das Meer und die toskanischen Hügeln entschieden … schöne Ferien allerseits! :-)


Ursula  Stalder

*Ein somatischer Marker ist eine den Körper betreffende Wahrnehmung. Dabei können alle Körperempfindungen als somatische Marker fungieren. Somatische Marker lenken die Aufmerksamkeit entweder auf ein positives oder negatives Erlebnis, “das eine bestimmte Handlungsweise nach sich ziehen kann.” (Damasio 1997, S. 237). Auf diese Weise nehmen wir eine Körperempfindung zum Beispiel als intuitives Start- oder Stoppsignal bezüglich einer bestimmten Entscheidung wahr.

EQ-Blog@iek.ch

10.07.2012

EQ im Schlafwagen

Bevor ich mit meiner kleinen Geschichte beginne, vielleicht noch folgende Vorbemerkung: Ich glaube von mir sagen zu können, dass ich vermutlich ein durchschnittlich kritischer Kunde bin – also weder gleich sofort mit allem zufrieden noch ein „ewiger Stänkerer“, dem man es ohnehin nie recht machen kann.

Neulich fuhr ich also mit der Bahn im Auto-Nachtzug von Lörrach nach Hamburg. Bei der Inanspruchnahme dieser Dienstleistung (der DB übrigens, nicht der SBB) gab es nun einige Punkte, die mich als Kunden in der Tat hätten unzufrieden machen können: Abgesehen vom extrem hohen Preis (für das gleiche Geld könnte man mindestens 4 mal dieselbe Strecke mit dem Flugzeug zurücklegen) waren es, kurz zusammengefasst, folgende Mängel, die man hätte beanstanden können:

Die Kabine war derart klein, dass sich die Reisenden (zwei erwachsene Personen und ein Hund) unmöglich einigermassen normal darin hätten bewegen können. Die Klimaanlage verursachte entweder eine unangenehme Kühle oder dann gleich eine unausstehliche Hitze. Etwas dazwischen war anscheinend nicht möglich. Der Liegeplatz war derart hart, dass einem am andern Morgen alle Knochen weh taten. Das Frühstück bestand primär aus schlechtem Kaffee und alten Brötchen. Schliesslich war auch das Wetter bei unserer Ankunft am frühen Morgen in Hamburg nicht unbedingt dazu angetan, um uns in besonders gute Stimmung zu versetzen. Es regnete nämlich in Strömen bei knapp 10 Grad – und dies im Juni! So weit so gut.

Wer nun allerdings denkt, dass ich auf dieser Reise besonders gelitten hätte oder sonst in irgend einer Weise unzufrieden war, der hat die Rechnung ohne den Wirt – bzw. ohne den Zugbegleiter der Deutschen Bahn gemacht! Es war ein älterer freundlicher Mann, der uns auf dieser Reise bediente. Vermutlich war dies nicht eine Tätigkeit, die er schon sehr lange ausübte – eher so eine Art Arbeitslosenprojekt, dachte ich mir. Er war denn auch nicht besonders geschickt, sondern verwechselte manchmal die einzelnen Kabinen und verspätete sich dadurch ein bisschen beim Service. Auch die Um-Montage der Abteile in eigentliche Liegeplätze (wozu offiziell nur der Zugbegleiter berechtigt war – aber eben, der konnte das auch nicht richtig) schien ihm einige Mühe zu bereiten, so dass er dies nicht immer auf Anhieb schaffte und es einige Zeit dauerte, bis alle Reisenden für die bevorstehende Nacht die“ Liegepositionen“ einnehmen konnten.

Doch seine rundum sehr freundliche Art, sein überaus charmantes Lächeln und seine innere Ruhe und Zufriedenheit, die er trotz all der widrigen Umstände ausstrahlte – all dies bewirkte ein kleines Wunder. Durch seine grosse Authentizität und sein glaubwürdig gezeigtes Bemühen, alles in seiner Macht stehende zu tun, um uns die Reise so angenehm wie nur immer möglich zu gestalten, gelang es ihm irgendwie, eine positive Stimmung zu kreieren. Niemand wurde wirklich ungeduldig, alle hatten irgendwie Verständnis. Wo gibt es denn heutzutage noch so etwas? Eine Oase voller Gelassenheit und gegenseitigem Respekt. Man verzieh ihm die alten Brötchen genauso wie man Verständnis aufbrachte für seine offensichtlichen fachlichen Unzulänglichkeiten. Da war einfach jemand, der ehrlich darum bemüht war, seinen Kunden um jeden Preis ein gutes Gefühl zu vermitteln. Darin war er sensationell gut und konsequent. Seine Zufriedenheit war einfach ansteckend. Er schaffte es schliesslich auch, mich auf angenehme Art daran zu erinnern, dass es wichtigere Dinge im Leben gibt als frische Brötchen und guten Kaffee.

Und so standen wir dann nach der Ankunft in der Kälte im Hamburger Regen, warteten geduldig auf unser Auto und hofften, dass wir  bei der nächstgelegenen Autobahnraststätte in Ruhe frühstücken konnten. Die Welt war für uns völlig in Ordnung.

Manchmal denke ich mir, dass solche Menschen für eine Firma im Wettbewerb um zufriedene Kunden weit mehr erreichen können als manche anderen – zweifellos gut gemeinten – Optimierungsmassnahmen.

Bob Schneider

EQ-Blog@iek.ch