17.12.2013

„west meets east“ - eine Einführung in die Meditation

Eine Autokarawane schlängelt sich in der Dunkelheit den steilen Weg den Berg hinauf in Richtung Gumm im Emmental. Rund 20 Freunde und Bekannte - ausgestattet mit Kissen, Jacken, warmen Socken - wollten wissen, was es mit Meditation so auf sich hat. Die Gefühlswelt der Ankömmlinge könnte von eifrig, wissend, gwundrig bis hin zu neutral und skeptisch beschrieben werden.

Wie es dazu gekommen ist: Vor einigen Jahren haben wir das zum Verkauf ausgeschriebene Ferienheim Gumm zusammen mit Freunden besichtigt. Plötzlich träumten Bob und ich von wohnen und arbeiten unter einem Dach. Aus verschiedenen Gründen haben wir das Projekt nicht weiterverfolgt. Wir haben das imposante Haus mit seiner unvergleichlichen Aussicht wieder vergessen, aber wohl darum - Monate später - ein bisschen verwundert und sehr interessiert gelesen, dass das alte Schulheim von buddhistischen Mönchen gekauft und in ein Kloster umgewandelt worden ist. Menschen von überall, egal welcher Glaubensrichtung, seien willkommen in Gumm um zu meditieren. So war in dem Artikel in einer Berner Tageszeitung zu lesen.
Neugierig nahm Bob Kontakt mit dem Abt des Klosters auf. Bei einem ersten Treffen ist dann die Idee entstanden, einen Abend zum Thema „Einführung in die Meditation“ zu organisieren.

Zurück zu jenem Abend: Hell leuchtet das alte und nur leicht renovierte Gebäude in der Dunkelheit. Kaum haben wir die Autos parkiert, werden wir auch schon von einem weiss gekleideten Thailänder mit einem herzlichen Lächeln begrüsst. Drinnen an der Wärme lernen wir die beiden „monks“ und weitere Thailänder und Thailänderinnen kennen. Unsere Ankunft scheint ein Ereignis zu sein und auch das erste Mal, dass „Westler“ in einer Gruppe auf die Gumm kommen. Wir werden von allen Seiten fotografiert als wären wir richtige Promis. Dazu wird gelacht, gelächelt, Tee getrunken, erklärt, weiter fotografiert und alle warten gespannt, wie es jetzt weitergeht.
Endlich können wir den Meditationsraum betreten. Zur Enttäuschung der Berner Yogis ist der Raum mit Stühlen ausgestattet. Doch ein aufmerksamer Thai deutet auf die Kissen: "No problem, you can sit cross-legged, no problem."
Es wird ruhig und Siri, “ the teaching monk“, betritt den Raum gemeinsam mit dem weiss gewandeten Thailänder. Er stellt sich als Übersetzer vor und lächelt dabei etwas verlegen, aber mit Schalk in den Augen und meint, dass das für ihn auch eine Premiere sei. Doch bald darauf kommen wir ins Staunen, nämlich als die beiden Flachbildschirme an der Wand angehen und Monk Siri und sein Übersetzer in die Mikrofone sprechen. Das Ganze wirkt etwas skurril. Gefesselt, irgendwie amüsiert und etwas befremdet verfolgen wir die Geschehnisse und sind weniger von den Hightech-Anlagen als von der Herzlichkeit der beiden Männer beeindruckt. Was in den nächsten 90 Minuten folgt ist Theorie über Meditation, untermalt mit Bildern, Musik, Erklärungen und Videos und dann endlich dürfen wir in den praktischen Teil übergehen und starten mit einigen Dehnungsübungen. Spätestens hier wird klar, dass unser Übersetzer tatsächlich kein Profi ist. Er gibt beim Dehnen sein Bestes, muss aber verschmitzt und doch herzhaft lachen, als er die yogaerfahrenen Frauen sieht, die sich mit Leichtigkeit verrenken können. Vielleicht gab genau dieses glucksende Lachen den Anstoss, dass ich heute hier sitze und einen Blog schreibe. Ich weiss nicht, ob ich je ein Profi im Meditieren werde, ob ich je aufhöre, beim Entspannen mental eine Einkaufsliste zu schreiben oder noch schlimmer, über ein paar neue Stiefel zu sinnieren. Doch ich habe einen kleinen, wenn auch nur ganz kurzen Einblick bekommen, wie es sein kann, wenn man der Gedankenmaschine Einhalt gebietet, wie es ist, wenn eine innere Ruhe sich einstellt und es hat bei mir Lust auf „mehr“ geweckt. Als ich an diesem Abend nach Hause ging, da war mein Herz offen, ich war glücklich und um eine Erfahrung bereichert. Vielleicht hat dieses Herzgefühl nicht nur mit meinen Meditationskünsten zu tun, aber umso mehr mit der Begegnung mit diesen Menschen.
Auf jeden Fall bleibe ich dran und in diese Sinne ein herzliches „kop khun ka“
Karin Grisenti Schneider

EQ-Blog@iek.ch