30.04.2013

Stumm wie ein Fisch

Kürzlich war ich mit dem Bus unterwegs und zeitlich ziemlich knapp dran. Und es kommt wie es kommen muss, der Bus hatte eine Panne. Bei der zweiten Haltestelle ging auf einmal nichts mehr. Die Türen gingen zwar alle noch automatisch zu als der Bus abfahren wollte, dann war aber Schluss. Das Licht ging aus, die Anzeigetafel flackerte, der Bus neigte sich zur Seite. Stille. Es war „rush hour“ und der Bus war ziemlich voll.

Die Leute wollten nach Hause, noch schnell einkaufen gehen oder waren unterwegs zu einem Abendessen. Man spürte, dass eine gewisse Erwartungshaltung in der Luft lag. Die Menschen wollten wissen woran sie sind respektive wann und wie es weiter geht. Alle warteten auf eine Durchsage des Chauffeurs. Ob er bald weiterfahren kann, wie lang es dauern könnte oder ob man besser aussteigen und auf den nächsten Bus warten soll. Aber gar nichts.

Kein Licht, kein Motorengeräusch oder sonst was. Stille. Beklemmende Stille. Und zwar etwa so, wie wenn in einem Flugzeug beim Landeanflug das Fahrgestell nicht ausfährt und das Flugzeug langsam wieder an Höhe gewinnt. Im Flugzeug erfährt man meistens nach ein paar Schrecksekunden, was los ist. Der Bus-Chauffeur hingegen liess keine Silbe verlauten.

Im Bus hätte man geöhrt, wenn eine Stecknadel zu Boden gefallen wäre. Solche Pannen sind so ungewöhnlich, dass die Passagiere völlig verunsichert waren. Die fragenden Gesichter sprachen Bände. Wann geht’s weiter? Oh wie dumm ich verpasse meinen Zug! Was ist denn eigentlich los, warum sagt der Chauffeur denn nichts? Das war wohl der springende Punkt. Man war eingeschlossen im Bus, kam nicht vorwärts und hatte keine Ahnung warum und wie lange es noch dauern würde. Der Chauffeur blieb stumm wie ein Fisch. Er hantierte an ein paar Bedienungsknöpfen rum, aber das war es dann. 50 Fahrgäste harrten der Dinge in absoluter Stille.

Ein paar Worte des Wagenführers hätten genügt, die Lage zu klären. Ob Wagenführer oder Firmenführer, spielt in so einem Fall keine Rolle. Man muss informieren was Sache ist, damit die Leute einen Entscheid treffen können und sie nicht in völliger Ungewissheit hängen lassen. Selbst wenn der Chauffeur nicht genau hätte sagen können ob und wann es weitergeht, hätte schon diese Information etwas geholfen. Aber so wusste man nicht, ob er gleich weiterfahren würde, ob er die Türen überhaupt noch öffnen konnte, ob er abschätzen konnte wie lange es dauern wird, bis man aus der misslichen Situation befreit sein wird.

Da! Auf einmal flackerte die Innenbeleuchtung auf und die Türen öffneten sich. Wie ein Schwarm Sardinen drängten die Leute hinaus. Die einen eilten unter den Lauben davon, die anderen warteten um zu sehen was nun passiert, oder warteten wohl auf den nächsten Bus. Ich blieb mal drin, man wusste ja nie. Und tatsächlich gingen die Türen gleich wieder zu, als die meisten schon draussen waren. Der Bus gab hoffnungsvolle Lebenszeichen von sich. Die draussen stehenden Passagiere wollten natürlich wieder einsteigen, aber die Türen und der Chauffeur hatten kein Ohr für die wütenden Kommentare. Die Türen blieben zu und der Busfahrer setzte seine Fahrt mit ein paar Passagieren fort. Einige der im Regen stehen gelassenen Passagiere machten noch ein paar "klärende" Handzeichen, aber auch die halfen nichts mehr. Der Zug, oder in diesem Fall halt der Bus, war abgefahren.

Gute Kommunikation ist nicht immer einfach. Aber nur mit etwas gesundem Menschenverstand und der Fähigkeit sich in die Lage der Passagiere zu versetzen, hätte der Buschauffeur diese in schlichten Worten kurz informieren können. Mehr hätte es nicht gebraucht. Seine fehlende Kompetenz zu kommunizieren war viel ärgerlicher, als die Panne an sich.

Fazit: Wer das Steuer in der Hand hält, braucht unbedingt auch soziale Kompetenzen!

In diesem Sinne, wünsche ich Ihnen gute Fahrt!

Bis bald,
Simon Streit

EQ-Blog@iek.ch