Kennen Sie den Sketch „Das Frühstücksei“ von Loriot? In diesem bekannten Sketch kommt gut zum Ausdruck, dass man – wie die bekannten Thesen des Kommunikationswissen-schaftlers Paul Watzlawick besagen – a) nicht nicht kommunizieren kann und b) die Empfängerin/der Empfänger darüber entscheidet, wie sie/er den Inhalt aufnimmt und interpretiert, sowohl auf der sachlichen als auch auf der emotionalen Ebene.
Das Frühstücksei (nach Loriot) – auch zu finden auf http://www.youtube.com/watch?v=bHR_aU1TKZ8
Ein Ehepaar sitzt am Frühstückstisch. Der Ehemann hat sein Ei geöffnet und beginnt nach einer längeren Denkpause das Gespräch.
Ein Ehepaar sitzt am Frühstückstisch. Der Ehemann hat sein Ei geöffnet und beginnt nach einer längeren Denkpause das Gespräch.
Er: Berta!
Sie: Ja ...
Er: Das Ei ist hart!
Sie: schweigt
Er: Das Ei ist hart!
Sie: Ich habe es gehört…
Er: Wie lange hat das Ei denn gekocht...
Sie: Zu viel Eier sind gar nicht gesund...
Er: Ich meine, wie lange dieses Ei gekocht hat...
Sie: Du willst es doch immer viereinhalb Minuten haben...
Er: Das weiss ich...
Sie: Was fragst du denn dann?
Er: Weil dieses Ei nicht viereinhalb Minuten gekocht haben kann!
Sie: Ich koche es aber jeden Morgen viereinhalb Minuten!
Er: Wieso ist es dann mal zu hart und mal zu weich?
Sie: Ich weiss es nicht ... Ich bin kein Huhn!
Er: Ach! ... Und woher weisst du, wann das Ei gut ist?
Sie: Ich nehme es nach viereinhalb Minuten heraus, mein Gott!
Er: Nach der Uhr oder wie?
Sie: Nach Gefühl ... eine Hausfrau hat das im Gefühl ...
Er: Im Gefühl? ... Was hast du im Gefühl?
Sie: Ich habe es im Gefühl, wann das Ei weich ist...
Er: Aber es ist hart ... vielleicht stimmt da mit deinem Gefühl was nicht ...
Sie: Mit meinem Gefühl stimmt was nicht? Ich stehe den ganzen Tag in der Küche, mache die Wäsche, bring deine Sachen in Ordnung, mache die Wohnung gemütlich, ärgere mich mit den Kindern rum und du sagst, mit meinem Gefühl stimmt was nicht?
Er: Jaja ... jaja ... jaja ... wenn ein Ei nach Gefühl kocht, dann kocht es eben nur zufällig genau viereinhalb Minuten!
Sie: Es kann dir doch ganz egal sein, ob das Ei zufällig viereinhalb Minuten kocht ... Hauptsache, es kocht viereinhalb Minuten!
Er: Ich hätte nur gern ein weiches Ei und nicht ein zufällig weiches Ei. Es ist mir egal, wie lange es kocht!
Sie: Aha! Das ist dir egal ... es ist dir also egal, ob ich viereinhalb Minuten in der Küche schufte!
Er: Nein – nein ...
Sie: Aber es ist nicht egal ... das Ei muss nämlich viereinhalb Minuten kochen.
Er: Das habe ich doch gesagt!
Sie: Aber eben hast du doch gesagt, es ist dir egal!
Er: Ich hätte nur gern ein weiches Ei ...
Sie: Gott, was sind Männer primitiv!
Sie: Ja ...
Er: Das Ei ist hart!
Sie: schweigt
Er: Das Ei ist hart!
Sie: Ich habe es gehört…
Er: Wie lange hat das Ei denn gekocht...
Sie: Zu viel Eier sind gar nicht gesund...
Er: Ich meine, wie lange dieses Ei gekocht hat...
Sie: Du willst es doch immer viereinhalb Minuten haben...
Er: Das weiss ich...
Sie: Was fragst du denn dann?
Er: Weil dieses Ei nicht viereinhalb Minuten gekocht haben kann!
Sie: Ich koche es aber jeden Morgen viereinhalb Minuten!
Er: Wieso ist es dann mal zu hart und mal zu weich?
Sie: Ich weiss es nicht ... Ich bin kein Huhn!
Er: Ach! ... Und woher weisst du, wann das Ei gut ist?
Sie: Ich nehme es nach viereinhalb Minuten heraus, mein Gott!
Er: Nach der Uhr oder wie?
Sie: Nach Gefühl ... eine Hausfrau hat das im Gefühl ...
Er: Im Gefühl? ... Was hast du im Gefühl?
Sie: Ich habe es im Gefühl, wann das Ei weich ist...
Er: Aber es ist hart ... vielleicht stimmt da mit deinem Gefühl was nicht ...
Sie: Mit meinem Gefühl stimmt was nicht? Ich stehe den ganzen Tag in der Küche, mache die Wäsche, bring deine Sachen in Ordnung, mache die Wohnung gemütlich, ärgere mich mit den Kindern rum und du sagst, mit meinem Gefühl stimmt was nicht?
Er: Jaja ... jaja ... jaja ... wenn ein Ei nach Gefühl kocht, dann kocht es eben nur zufällig genau viereinhalb Minuten!
Sie: Es kann dir doch ganz egal sein, ob das Ei zufällig viereinhalb Minuten kocht ... Hauptsache, es kocht viereinhalb Minuten!
Er: Ich hätte nur gern ein weiches Ei und nicht ein zufällig weiches Ei. Es ist mir egal, wie lange es kocht!
Sie: Aha! Das ist dir egal ... es ist dir also egal, ob ich viereinhalb Minuten in der Küche schufte!
Er: Nein – nein ...
Sie: Aber es ist nicht egal ... das Ei muss nämlich viereinhalb Minuten kochen.
Er: Das habe ich doch gesagt!
Sie: Aber eben hast du doch gesagt, es ist dir egal!
Er: Ich hätte nur gern ein weiches Ei ...
Sie: Gott, was sind Männer primitiv!
Er: (düster vor sich hin) Ich bringe sie um ... morgen bringe ich sie um ...
Die Vielzahl der Absichten beim Sender und die Vielzahl der Interpretationen beim Empfänger können zu grossen und schliesslich auch schwer überbrückbaren Missverständnissen führen! Am Ende des Sketchs sagt die Frau: „Gott, was sind Männer primitiv!“ und der Mann: (düster vor sich hin) „Ich bringe sie um ... morgen bringe ich sie um ... .“ Was braucht es aber, dass sich Emotionen und Konflikte nicht in ähnlich destruktiver Weise aufschaukeln?
Im Rahmen eines emotional kompetenten Umgangs miteinander spielt die Empathie, das Einfühlungsvermögen oder im Minimum die Perspektivenübernahme eine zentrale Rolle. Dieses Verstehen kommt im Loriot-Sketch in der Kommunikation zwischen dem Mann und der Frau weder bei ihm noch bei ihr zustande. Will man es selber besser machen, dann geht es auch darum, sich emotional kompetent zu verhalten[1].
Entscheidende Faktoren der emotionalen Kompetenz
Eine Voraussetzung, um sich in andere einzufühlen und mit deren Emotionen kompetent umzugehen, ist es, auch seine eigenen Gefühle wahrnehmen zu können und einen konstruktiven Umgang damit zu pflegen. Das heisst, sie weder unkontrolliert auszuagieren noch sie zu unterdrücken oder zu verdrängen. Im Folgenden sind fünf entscheidende Faktoren emotionaler Kompetenz aufgeführt[2]:
- Selbstwahrnehmung: Emotionen haben einen starken Einfluss auf unser Denken und Handeln, ob wir wollen oder nicht. Die Frage ist deshalb nicht, ob wir Emotionen zulassen oder nicht, sondern ob wir uns unserer Emotionen bewusst sind oder nicht.
- Kontrolle und Selbststeuerung: Wir müssen sie aber nicht nur wahrnehmen sondern auch „managen“ können, anstatt ihnen ausgeliefert und von ihnen überrollt zu werden. Wichtig ist dabei die Erkenntnis, dass es nie nur das Ereignis selbst ist, das unsere Gefühle auslöst, sondern dass unsere Wahrnehmung und Bewertung der Ergebnisse einen wesentlichen Einfluss ausübt, welche Gefühle weiter aktiviert werden. Je früher es uns gelingt, unsere eigenen Bewertungen zu reflektieren und allenfalls zu verändern, desto grösser die Chance, dass sich die (negativen) Gedanken und Gefühle nicht hochschaukeln.
Eine andere Variante der Selbststeuerung kann sein, die Situation zwischenzeitlich zu verlassen. Nach einem kurzen „Durchlüften“ fällt es uns vielfach leichter, unsere Gedanken und Bewertungen zu sortieren. - Verbalisieren: Erst wenn wir unsere Gefühle in Worte fassen, sind sie für andere genauer nachvollziehbar und es wird möglich, dass auf sie eingegangen wird. Zudem ist man Gefühlen, die in Worte gefasst sind, selber nicht mehr so ausgeliefert und man schafft eine gesunde Distanz zu ihnen.
- Empathie: Um aufkeimende Konflikte zu lösen oder sie gar nicht erst entstehen zu lassen, ist ein gutes Mass an Empathie entscheidend, die Fähigkeit, die Gefühle und Bedürfnisse anderer Menschen wahrnehmen und verstehen zu können (verstanden haben heisst aber nicht, einverstanden sein!).
- Mit Emotionen anderer umgehen: Das kann beispielsweise so aussehen, dass wir die wahrgenommenen Gefühle verbalisieren und dem Gegenüber somit zeigen, dass wir es emotional verstanden haben. Das kann ein wichtiger Schlüssel zur Konfliktlösung sein. Denn die meisten Menschen gehen dann auf andere zu, wenn sie sich von ihnen verstanden und als Personen akzeptiert fühlen.
Was würden Sie dem Mann und der Frau im Loriot-Sketch nun für Tipps geben? Kennen Sie ähnliche Situationen aus Ihrem beruflichen oder privaten Umfeld und wie werden Sie zukünftig damit umgehen? Diese beiden Fragen gebe ich Ihnen gerne auf den Weg.
Bis bald
Stephan Arnold
EQ-Blog@iek.ch
[1] Ist die Sache schon zu verstrickt, kann der Beizug einer Mediatorin oder eines Klärungshelfers gute Dienste leisten.
[2] - Golemann Daniel (1997). Emotionale Intelligenz. dtv; - Schmidt Thomas (2009). Konfliktmanagement-Trainings erfolgreich leiten. managerSeminare