01.02.2012

Wie der EQ die Teamleistung beeinflusst

Wenn Sie den Auftrag bekommen, ein Hochleistungsteam zusammenzustellen, um ein bestimmtes Problem zu lösen, wen würden Sie auswählen? – Dem ersten Gedanken folgend, würde man wohl ein Team von ausgewiesenen Fachleuten auf ihrem Gebiet zusammenstellen. In der Interaktion und im Austausch sollen sich diese Fachleute gegenseitig anregen und weiterbringen, denn bekanntlich lebt die Gruppenleistung von Synergieeffekten, so dass 1+1=3 ergibt. Logisch, oder?

Forscher um Anita Williams Woolley* von der Carnegie Mellon University in Pittsburgh haben aber einen anderen Faktor entdeckt, der die kollektive Intelligenz von Teams stärker mitbestimmt als die durchschnittliche individuelle Intelligenz der Teammitglieder. In ihrer Untersuchung haben sie 699 Versuchsteilnehmer in kleinere Teams von zwei bis fünf Personen eingeteilt und ihnen diverse Aufgaben gestellt; beispielsweise das Lösen von Puzzels, das Verhandeln über begrenzte Ressourcen oder das Treffen einer schwierigen moralischen Entscheidung. Dabei stellte sich heraus, dass nicht die Intelligenz und das fachliche Wissen der einzelnen Teammitglieder die stärkste Voraussagekraft auf die Teamleistung bzw. die kollektive Intelligenz des Teams hatten. Die „soziale Sensibilität“ der einzelnen Teammitglieder, also die Fähigkeit, die Gefühle der anderen wahrzunehmen, stellte sich als entscheidender Faktor für die Effektivität eines Teams heraus. Zudem war die kollektive Intelligenz in denjenigen Teams höher, in denen alle Mitglieder etwa gleich häufig zu Wort kamen. Teams, die von einer Person dominiert wurden, taten sich weitaus schwerer bei der Problemlösung. Darüber hinaus besassen Teams mit einem hohen Frauenanteil eine grössere kollektive Intelligenz als Teams mit weniger weiblichen Mitgliedern. (Verfügen Frauen im Durchschnitt also tatsächlich über eine höhere soziale Sensibilität als wir Männer?)



Im Nachhinein betrachtet ist es eigentlich logisch: für eine gute und gegenseitig befruchtende Zusammenarbeit braucht es ein Gefühl für andere Menschen. Wenn man keine Antenne dafür hat, wie man mit anderen spricht, auf sie eingeht oder sich selber angemessen in den Prozess einbringt, dann wird es schwierig. – Aber ganz ehrlich, wie werden Sie die Frage am Anfang dieses Beitrags in fünf Tagen beantworten?

Bis bald

Stephan Arnold

EQ-Blog@iek.ch

*Anita Williams Woolley, Christopher F. Chabris, Alex Pentland, Nada Hashmi, and Thomas W. Malone (2010). Evidence for a Collective Intelligence Factor in the Performance of Human Groups. Science 29 October 2010: 686-688.