″Ein Auszug
aus einem Bewerbungsschreiben″
Sehr geehrte Frau Grisenti
Mit grossem Interesse habe ich Ihr
Inserat auf www.jobs.ch gelesen und bewerbe mich auf die Stelle als
Marketingleiter Inneneinrichtung.
Unglaublich vielleicht, doch dies ist
tatsächlich immer noch häufig der erste Satz in einem Motivationsschreiben, so
wie sie täglich – in recht grossen Mengen - bei uns eingehen. Schade!
Erwähnenswert in diesem speziellen Fall ist die Tatsache, dass wir mit der
Ausschreibung auf einer gängigen Internetplattform einen kreativen und
spritzigen "Marketer" mit wachem Geist suchten. Erwähnenswert
vielleicht auch, dass ich mir ziemlich viel Mühe gegeben hatte, ein attraktives
und spritziges Inserat zu formulieren, damit ich eben diesen Typus anspreche.
Ich staune immer wieder, wie wenig Mühe sich Stellensuchende
beim Formulieren ihrer Begleitschreiben geben. Häufig sind es Standardbriefe
gespickt mit Floskeln, Briefe mit Schreibfehlern, Fehler im Namen, Bezug auf
eine falsche Stelle. Oder ein unschön formatiertes Mail anstelle eines dem Mail
angehängten pdf. Oder dann werden einfach langweilige, nichts sagende Sätze aneinandergereiht.
Beim Lesen merkt man dann sehr wohl, ohne den Schreiber zu kennen, dass dieser
wohl selber froh gewesen sein muss, als er beim letzten Satz angelangt war.
In Laufbahnberatungen und Ouptlacements wird
denn auch regelmässig gestöhnt und geseufzt, sobald es um das Begleitschreiben
geht. Häufig verkommt dieser Brief zu einer Pflichtübung, denn man will ja
Nichts falsch machen - und vergisst dabei oft, dass man so auch eine Chance
verpasst.
Sie können davon ausgehen, dass Sie mit grosser
Wahrscheinlichkeit zu einem Gespräch eingeladen werden, wenn Ihre Bewerbung dem
Profil gut bis sehr gut entspricht - Brief hin oder her. Mir passiert es jedoch
häufig, dass ich mit einer solchen Auswahl an Bewerbungen nicht zufrieden bin.
Und genau hier wartet Ihre Chance! Nicht selten fasziniert mich ein Schreiben,
denn ich entdecke darin auf einmal eine Persönlichkeit, die ich alleine aufgrund
des CV‘s so nicht vermutet hätte. Und wenn ich dann unter 20 Bewerbungen, die
dem Profil halbwegs entsprechen, noch weitere 3-4 Personen dazu einladen möchte,
ist ja wohl klar, für wen ich mich jeweils entscheide. Und sind Sie erst einmal
in einem Interview, ist das Rennen wieder offen und der Ball liegt bei Ihnen.
Deshalb meine Empfehlung: Lesen Sie Inserate
gut und versuchen Sie zu antizipieren, was für eine Persönlichkeit gesucht wird.
Seien Sie mutig, seien Sie ehrlich, bekennen Sie sich dazu, wer Sie sind und
was Sie können. Sprechen Sie Dinge an. statt sie wegzulassen und trauen Sie
sich, - natürlich immer in professionellem Mass – anders, kreativ und humorvoll
zu sein.
Ich bin sicher, der Adressat wird sich über Ihr
Schreiben freuen und vielleicht werden auch Sie mehr Spass haben und das eine
oder andere Mal stolz auf Ihr Motivationsschreiben sein.
Gutes Gelingen und bis zum nächsten Mal
Karin Grisenti Schneider