Ich versuchte mich gerade etwas besser zu orientieren, als auf einmal der Himmel aufriss, die Wolken wie von magischer Hand weggewischt wurden und blauer Himmel und Sonnenschein zum Vorschein kamen. Es war wie im Märchen. Vor mir lag eine zauberhafte verschneite Winterlandschaft mit einem jungfräulich unberührten Tiefschneehang, der parallel zur Piste in ein kleines mit Felsen durchsetztes Tal hinabführte. Traumhaft! Und was für ein Kontrast zu dem eben noch vorherrschenden, undurchdringbaren Nebel.
Eigentlich war alles klar, da musste ich runter. So was erlebte man nicht alle Tage. Aber auf einmal war mir dann doch noch etwas mulmig zu mute. Alleine auf weiter Flur, keine anderen Skifahrer oder Boarder sichtbar. Und wie lange behält die Sonne die Oberhand. Was ist wenn ich stürze und kaum mehr aus dem Powder herauskomme? Ich versuchte das Risiko so gut als möglich abzuwägen, prüfte noch den Empfang auf dem Handy und tauchte dann mit etwas Herzklopfen in den Hang hinein. Schon nach ein paar Metern waren alle Zweifel verflogen. Ich konnte es noch. Fast schwerelos und ohne Kraftanstrengung glitt ich hinunter. Eine schöne Kurve reihte sich an die andere und der aufgewirbelte Pulverschnee glitzerte in der Sonne wie Diamanten.
Was für ein erhabenes Gefühl in dieser Stille lautlos hinabzusausen und wunderbare Spuren zu hinterlassen. Unten angekommen, schaute ich lange zurück und liess das Bild auf mich wirken. Die Glückseligkeit pur! Das Zusammenspiel von Risikobereitschaft, Können und Erfolg war einfach kribbelig schön.
Heute sehe ich auch Pulverschnee, wenn ich aus dem Bürofenster hinaus schaue, doch jetzt habe ich mein Board wieder mit Laptop und Telefon vertauscht. Gerne würde ich in meinem Arbeitsalltag manchmal noch ein bisschen mehr von diesem „anderen Pulverschneegefühl“ spüren!
Bis bald
Simon Streit
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