Die "gefürchteten" Einreiseformalitäten für die
USA hatten wir elektronisch glücklich bewältigt, den Nationalpass für die Parks
im Gepäck und die letzten Reservationsbestätigungen für die beliebtesten Parks erhalten.
Im Büro waren die Dossiers übergeben, die Pendenzen abgearbeitet und das Pult
fein säuberlich aufgeräumt. Mit anderen Worten, wir waren "ready for take
off".
Und zweitens kommt es anders als man denkt. Den ersten Zug nach
Zürich haben wir noch ganz knapp erwischt, obwohl sich unser Taxichauffeur
verschlafen und uns versetzt hatte. Aber es hat noch gereicht. Umso grösser die
Entspannung und wohlige Freude, als sich der Zug pünktlich in Bewegung gesetzt
hat. Wer kennt es nicht, das befreiende Gefühl, wenn nach den letzten
hektischen Momenten, dann endlich die Ferien tatsächlich beginnen und man die
letzten Sorgen zu Hause lässt.
So auch wir. Das ersehnte Reiseziel kam schon ein wenig
näher und in ein paar Stunden würden wir über den Wolken Richtung Westen
schweben. Ahh tat das gut ! Noch ein Espresso von der Mini Bar, sich rasch
vergewissern ob der Pass nun tatsächlich in der Jacke und nicht mehr auf dem
Küchentisch ist usw. Nichts Aussergewöhnliches. Das Einchecken ging
überraschend schnell und einfach, auch beim Security Check konnten wir die
Beamten rasch wieder beruhigen und die vermeintliche Rohrbombe als Verpackungsröhre
der Pringles-Chips entlarven. Die langersehnten Ferien wurden immer greifbarer.
Nach 2 Stunden freudiger
Langeweile in der Abflughalle begann das Boarding mit nur 20 Minuten
Verspätung. Kein Problem, das sollte noch reichen um den Anschlussflug in
Philadelphia zu erreichen. Nur kein Stress, es kommt alles gut. Amerika wir
kommen! Freude herrscht!
Wir haben uns angeschnallt, die Cockpit Türe ging runter,
das Flugpersonal hat die over head Fächer mit Schwung zugeknallt, die Passagiere
ein letztes Mal gezählt und dann…
Hat sich unser Sohnemann über Kopfweh und Bauchschmerzen
beklagt, sich gleich darauf übergeben müssen, erschöpft seinen Kopf in den
Schoss der Mutter gelegt und gesagt er sei sehr müde er möchte schlafen. Wir
waren völlig perplex, verstanden die Welt nicht mehr und versuchten zu
begreifen, was da eben passiert war und was unserem Kind fehlte. Äussere
Anzeichen gab es keine, kein Fieber, nur noch etwas Kopfweh. War es nur die
Aufregung? Eine kleine Sommergrippe? War es das warme Buttergipfeli in der
Abflughalle gewesen? Oder bahnte sich etwas Gravierendes an? Wir waren wirklich
ratlos.
Es war fast wie im Film. Nur waren wir diesmal die
Hauptdarsteller, beobachtet von 200 Flugpassagieren, die einen mit
vorwurfsvollen und wütenden Blicken anstarrten, als der Abflugprozess gestoppt,
das Flugzeug wieder angedockt und die Türe wieder geöffnet wurde. Der
Flugkapitän wollte einen Notarzt an Bord holen lassen, um zu klären, ob er mit
uns an Bord losfliegen kann oder nicht.
Da haben wir uns entschlossen wieder von Bord zu gehen und
unseren Ferientraum platzen zu lassen. Innerhalb ein paar Minuten hat sich die
wohlige Vorfreude auf die Ferien in Sorge und Angst um die Gesundheit unseres
Sohnes und in eine riesige Enttäuschung gewandelt.
Nach dem wir vom Airport-Medical Center ins Kinderspital
geschickt worden waren, konnten wir kurz vor Mitternacht, zum Glück zusammen
mit unserem Sohn, wieder nach Hause fahren. Unsere "Reise" hatte
etwas weniger lange gedauert als geplant, hat uns aber durch ein unglaubliches
Auf und Ab von Gefühlslagen geführt und das emotionale Wechselbad war eine
echte Herausforderung gewesen. Nicht unbedingt zur Nachahmung zu empfehlen. Aber
am Schluss dieses langen Tages, waren wir trotz allem einfach froh, dass die
Diagnose nicht gar so schlimm war, wir uns richtig entschieden hatten und es
nicht schlimmer ausgegangen ist. Zum Glück hatte das Flugzeug Verspätung
gehabt, sonst wären wir bereits in der Luft gewesen und hätten vielleicht
irgendwo in der "Pampa" zwischenlanden und von Bord gehen müssen.
Ich hoffe Ihre Ferien sind etwas ruhiger verlaufen…
Bis bald
Simon Streit