07.12.2011

EQ auf dem Golfplatz


Wer – wie ich – irgend einmal in seinem Leben den Entscheid gefällt hat, sich auf diese seltsame Sportart Golf einzulassen, der hat das zweifellos schon mehrmals bereut. Dunkelste Gefühle von Ärger, Verzweiflung und Ohnmacht können auftauchen auf einem Golfplatz und manchmal würde man die ganze Ausrüstung (und die ist ja nicht gerade billig) am liebsten in einen See[1] schmeissen. Man könnte dann einfach die unendlich grosse Erleichterung auskosten, dass man sich ab sofort nie mehr zu ärgern braucht über diese dummen und dümmsten Fehler, die man während einer Golfrunde meistens macht. Und was kann denn schon interessant sein an dieser simplen Beschäftigung, einen kleinen weissen Ball möglichst rasch und ohne Umwege in ein kleines rundes Loch reinzukriegen?

„Das klingt ja nicht grad verlockend“, würde der „Nicht-Golfer“ sagen und sich heimlich ein weiteres Mal darüber freuen, dass er mit diesem blöden Sport nie angefangen hat. Irgendwie hat er ja recht, aber eben doch nur irgendwie. Denn was gibt es Schöneres als einen Ball richtig zu treffen und dabei zu spüren, wie er ohne grossen Kraftaufwand wie an einem Faden gezogen durch die Luft fliegt und sich genau dorthin bewegt, wo man ihn haben wollte – oder wenn sich die Flugbahn durch den mit Absicht gespielten leichten Draw genau dort ändert, wo sie sich ändern muss, um den im Wege stehenden Baum zu umfliegen. Dieses totale Erfolgserlebnis, verbunden mit dem dazugehörigen Nervenkitzel, diese äusserst befriedigende und reine „Selbstwirksamkeitserfahrung“: wo gibt es das denn sonst noch im Leben? Und wo wird uns sonst derart klar der Spiegel über unsere eigene Leistung vorgehalten? Denn ob wir einen Wunderschlag machen oder den Ball wieder einmal in den See spielen, es liegt einzig an uns. Niemand sonst in der Welt ist dafür verantwortlich. Und das Schlimmste und zugleich Wertvollste daran: Wir Golfer wissen das. Wir können uns nie aus der Verantwortung schleichen. Es liegt immer an uns selbst. Wir müssen immer selber die Verantwortung übernehmen – für unsere Golfschläge, für unser Score und auch für unsere Emotionen auf dem Golfplatz. Was für eine anspruchsvolle Aufgabe! Manchmal einfach geniessen und stolz sein können, dann wieder durch Anstrengung, Leiden und Hartnäckigkeit etwas Neues lernen müssen – dabei erfahren, wie nahe Hochmut und Demut zusammen sind. Wie im richtigen Leben. Golf als ewige (EQ-)Lebensschule. Ich freue mich auf die nächste Golfrunde, es wird sicher alles besser werden! :-)

Bis bald – mit sonnigen Golfergrüssen aus Florida

Bob Schneider

[1] in der Golfsprache spricht man dabei von einem Wasserhindernis

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