Heute möchte ich Ihnen und euch eine wahre Geschichte aus meiner Arbeit in der Kaderselektion erzählen. Stattgefunden hat sie irgendwann im letzten Jahr. Ich habe sie jedoch bis heute nicht vergessen.
Da war sie – eine junge Frau, die sich auf eine Ausschreibung beworben hatte: Clever, professionell, bestens qualifiziert, sympathisch und mit einer gewinnenden Ausstrahlung. „Aber war da nicht so etwas wie ein bisschen Traurigkeit spürbar?“, fragte ich mich nach dem ersten Interview. Auf jeden Fall – und dies war überhaupt nicht erstaunlich – avancierte sie im Feld der vielen Kandidaten und Kandidatinnen bald einmal zu meiner Top-Favoritin.
Im letzten Interview kam dann die überraschende Eröffnung: „Ich bin schwanger!“
Mein erster Gedanke: „Wie schade, aber das war’s dann wohl!“
Doch es kam anders! Nämlich trotz Schwangerschaft zu einer Anstellung, zu einigen Monaten Tätigkeit, einem Mutterschaftsurlaub, einer tollen Mutterschaftsvertretung, Nachwuchs und zu einem erfolgreichen Wiedereinstieg.
Eine ehrliche Stellensuchende mit sehr hohem Engagement und Interesse sowie eine grosszügige und offene Arbeitgeberin (und es handelt sich hier nicht um ein Grossunternehmen) sind hier aufeinander getroffen. Beide haben sich auf ein Experiment eingelassen. Die Kandidatin nahm in der Schwangerschaft das Risiko eines Stellenwechsels auf sich und das Unternehmen war bereit, einen Extra-Aufwand auf sich zu nehmen. Man könnte meinen, es wäre leichter gewesen, eine andere Kandidatin zu wählen und doch war klar, dass dies nicht der Weg ist. War es nur Sympathie? – Ich kann die Frage nicht wirklich beantworten.
Doch die Geschichte hat mich gefreut und berührt. Sie zeigt mir einmal mehr auf, dass Unwahrscheinliches ganz unverhofft plötzlich real und möglich werden kann.
Bis bald
Karin Grisenti
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